Hallo! Ich bin Tobi, dein Experte für abenteuerliche Herausforderungen.
Bei 3000ern, Klettersteigen oder Hochtouren geht mein Herz auf!
Ich zeige euch spannende und natürlich sichere Unternehmungen.
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Heute üben wir mal früh aufstehen: um rechtzeitig auf den Aiguille du Tour zu kommen, gibt es um 4:30 Uhr Frühstück.
Draussen ist es noch dunkel und drinnen fließt das Kaba. Dazu noch leckeres Bircher-Müsli und Marmeladenbrot. Gar nicht mal so schlecht als Start in den Tag. Wir sind die einzigen (Trottel), die so früh aufstehen. Alle anderen Gäste sind Teilnehmer eines Alpenblumenkurses (so vermuten wir) – und die kann man nur am Tag suchen. Also machen wir uns auf in den Schuhraum, um all unser Zeug anzulegen. Schuhe, Gamaschen, Klettergurt, Helm, Stirnlampe, Jacke, Rucksack, Pickel, Wanderstock. Es vergeht eine geraume Zeit, bis wir soweit sind aufzubrechen. Uns prophezeien die Bergführer, dass wir die letzten wäre, die die Hütte verlassen, wenn wir ein ähnliches Tempo am Mont Blanc anschlagen würden… ui.
Wir treten vor die Tür und was müssen wir sehen? Fast Vollmond. Wir wagen es nicht, unsere Stirnlampen wieder wegzupacken. Also werden sie lediglich wieder ausgeknipst und wir gehen im Mondenschein zum Gletscher runter. Hier legen wir diesmal nicht unsere Steigeisen an, denn der Gletscher ist gut angeraut und das Laufen auf nahezu horizontalen Flächen geht super gut. Ist auch viel angenehmer ohne die zusätzliche Last an den Füßen.
Lange währt der Spaß aber nicht. Schon bald kommt ein mäßig steiler Abschnitt, wo wir keinen Fuß mehr vor den anderen kriegen. Jetzt müssen wir die Dinger halt anlegen. Da auch die Schneeauflage nicht lange auf sich warten läßt, binden wir uns gleich in eine Seilschaft ein. Später werden wir noch erfahren, wie wichtig es ist, selbst bei wenig Schnee auf einem Gletscher angeseilt zu gehen.
Oben auf dem Plateau de Trient angekommen, bekommen wir einen wunderschönen Sonnenaufgang mit. Es ist mittlerweile sechs Uhr geworden und die klammen Hände werden nun von der Sonne etwas gewärmt. Auf der Hochfläche gehen wir eine ganze Weile ohne Steigung. Von rechts kommen weitere Seilschaften von der Cabane du Trient, die etwas näher und höher am Gletscher liegt. Dort einen Sonnenaufgang anzuschauen ist sicherlich genial. Da möchte ich gerne mal übernachten.
Hin und wieder, wenn die Wolken es uns erlauben, haben wir Sicht auf unser Ziel, dem Aiguille du Tour. Wir laufen an den Aiguilles Dorees vorbei und gelangen schon bald wieder an einem steileren Abschnitt. Das ist schon der Schlußanstieg zum Bergschrund. Es wird steiler und steiler ohne unangenehm zu werden. Nur sehr selten müssen wir wegen der Steigung Seitschritte machen – aber auch diese gehen ohne Probleme, da die Spur recht breit ist.
Der Gipfel des Aiguille du Tour
Kurz vor dem Bergschrund deponieren wir unsere Rucksäcke und gehen nur mit Eispickel weiter. Jetzt gilt es die Gletscherspalte, die den Berg vom Gletscher trennt, den sogenannten Bergschrund, zu überwinden. Glücklicherweise ist es noch nicht allzu spät im Jahr, so dass es eine stabil aussehende Schneebrücke gibt, die hinüberleitet. Wir gehen trotzdem einzeln rüber und Stefan, unser Bergführer, ist stets sicher-bereit.
Nachdem auch das überstanden ist, ziehen wir unsere Steigeisen aus. Denn der Fels, über den wir die letzten Meter kraxeln müssen, ist fast komplett schneefrei. Ich war zwar gespannt, wie es wäre, mit Steigeisen zu klettern – aber es muss nicht unbedingt sein. Nur mit Bergschuhen ist das schon angenehmer. Die Kletterstellen bis zum II. Grad UIAA überwinden wir am kurzen Seil. So gesichert traut man sich recht viel zu, der Gipfel ist in wenigen Minuten erreicht. Nur leider stehen wir komplett in den Wolken. Hin und wieder lichten sie sich aber und wir erhaschen einen Blick auf das restliche Mont Blanc Massiv samt unserem Ziel der Begierde: den höchsten Berg der Alpen.
Kurz ein Gipfelfoto gemacht und schon geht es wieder runter. Diesmal gehe ich voran, ganz hinten sichert wieder Stefan. Wir gehen den gleichen Weg zurück, nun aber in deutlich besserem Licht. In der noch tief stehenden Sonne machen die Aiguilles Dorees ihren Namen alle Ehre (die goldenen Nadeln). Immer öfter muss ich „Foto“ schreien, damit die Seilschaft für ein paar Sekunden anhält und ich mein Foto machen kann. So bekomme ich wenigstens ein paar schöne Aufnahmen zu stande. Ich hätte hier aber bestimmt noch ein paar Stunden bleiben können, so schöne Motive habe ich gesehen. Da muss ich mal wieder vorbeikommen. Übernachtung auf der Cabane du Trient, dann Fotoshooting auf dem Plateau.
Die Tour ist erst ganz unten vorbei
Ganz im Trott drin verlassen wir die Hochebene und laufen unserer Orny Hütte entgegen. Wir sehnen uns schon nach dem flachen Stück des Gletschers, wo wir unsere Steigeisen ausziehen werden. Dann passiert es: Stefan ist auf einmal verschwunden. Nur noch sein Oberkörper schaut aus einer Gletscherspalte raus. Und der schreit uns an. ANZIEHEN!!! Das Seil ist durch unseren lockeren Laufstil etwas schlaff geworden. So kann er sich nur noch durch eigene Kraft halten und verhindert so, in die mehrere Meter tiefe Spalte abzutauchen. Aber lange geht das nicht gut, denn selbst wird er sich nicht aus dieser Position bringen können, da seine Steigeisen wohl nichts greifen können. Nach unserer Schockstarre straffen wir dann endlich das Seil, so dass Stefan sich ausser Gefahr angeln kann. Jetzt erst mal verdauen. Das war mein erster miterlebter Spaltensturz. Alles ging so schnell und das in völlig unscheinbarem Terrain – hätte ich nicht gedacht.
Er hat sich zum Glück nicht verletzt und nach einer kleinen Moralpredigt (immer straffes Seil, gleich Spannung nach einem Spaltensturz) laufen wir noch den Rest bis zur Orny Hütte. Dort bezahlen wir noch unsere ausstehenden Rechnungen und machen uns nach einer kurzen Rast auf nach Champex runter. Danach geht es per Auto nach Chamonix, wo wir weitere Abenteuer erleben werden.
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