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Zu einem Urlaub in Ostfriesland gehört sie dazu wie das obligatorische Fischbrötchen: die Wattwanderung. Wattwanderungen werden in verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden angeboten. Es gibt kurze und kindgerechte Watterkundungen in Landnähe. Viel spannender ist es aber, zu einer der Ostfriesischen Inseln zu wandern. Am beliebtesten (und einfachsten) ist die Wanderung vom Festland nach Baltrum. Ebenfalls übers Watt erwandern lassen sich Norderney, Langeoog und Spiekeroog.
Wir berichten am Beispiel der Baltrum-Tour, was Dich auf einer Wattwanderung erwartet und welche Punkte Du beachten solltest.
Die Wanderung nach Baltrum startet am Fähranleger Neßmersiel. Hier trifft man sich mit seinem Wattführer, der i.d.R. eine grössere Gruppe auf die Insel bringt.
Luftlinie nach Baltrum sind es etwa vier Kilometer, die Wanderung durchs Watt ist etwas weiter – mit etwa sechs Kilometern muss man rechnen. Aufgrund von Prielen und Bodenverhältnissen kann man nicht in der Diretissima zur Insel laufen, sondern muss einen Bogen nehmen. Womit wir beim ersten wichtigen Punkt wären: Wattwandern sollte man ausschließlich mit einem ausgebildeten Wattführer.
Wattwandern – immer mit ausgebildetem Wattführer
Die Landschaft ist flach, das Ziel in Sicht. Das kann so schwer nicht sein, alleine hinüber zu laufen, denkt sich wahrscheinlich so mancher. Doch im Watt lauern Gefahren, die der unerfahrene Tourist nicht einschätzen kann.
Die Gezeiten
Erst die Gezeiten, also das Zusammenspiel aus Ebbe und Flut, ermöglichen uns, dass wir zu bestimmten Zeiten übers Watt wandern können. Bei Ebbe zieht sich das Wasser zurück. Die Flut lässt es wieder steigen. Das Komplizierte daran ist, dass dieser Vorgang nicht jeden Tag zur selben Zeit stattfindet, sondern jeden Tag wechselt. Wattwanderungen müssen zeitlich genau auf die Gezeiten abgestimmt werden. Deshalb finden sie zu verschiedenen Zeiten und auch nicht täglich statt. Wer auf eigene Faust losläuft und sich in der Zeitplanung vertut, kann durch das steigende Wasser vom Festland abgeschnitten werden. Bei Niedrigwasser kleine Priele können sich schnell in unüberwindbare Hindernisse verwandeln.
Der Wattführer hat außer den Gezeiten auch die Höhe der Wasserstände sowie Wind und Wetter im Blick. Stimmen die Bedingungen nicht, wird die Tour abgesagt.
Die Wegfindung
Auf dem Festland ist es leicht, den richtigen Weg zu finden. Sichtbare Pfade, Wegmarkierungen und Schilder weisen uns die Richtung. Im Watt gibt es das alles nicht. Wer einfach drauf losläuft, kann in tiefe Priele, Fahrrinnen oder Schlickfelder in Gefahr geraten. Der Wattführer weiss genau, welche Route am sichersten ist. Um niemandem den Anreiz zu geben, sich doch alleine auf den Weg zu machen, stellen wir für Wattwanderungen nicht die gewohnten gpx-Tracks zur Verfügung.
Als weiteres Plus erfährt man auf der Wattwanderung noch allerlei interessante Dinge über das Leben im Watt und die Gezeiten. Und man muss sagen, dass geführte Wattwanderungen wirklich nicht teuer sind. In der Regel zahlt man zwischen 10 und 20 Euro – je nach länge der Tour.
Wattführer findet man ohne Probleme im Internet. Wir haben die Wanderung nach Baltrum mit Wattführer Johann gemacht und hatten eine sehr unterhaltsame als auch lehrreiche Wanderung. Termine für anstehende Wattwanderungen mit Johann findet ihr auf seiner Homepage.
Ausrüstung für die Wattwanderung nach Baltrum
Eine der wichtigsten Ausrüstungsfragen, die sich vor einer Wattwanderung stellen, ist die Schuhfrage.
Für die Wanderung nach Baltrum hatten die meisten Teilnehmer sog. Beachiesan. Das sind Socken mit Gummisohle, die vor Schnitten durch scharfkantige Muscheln schützt. Es gibt sie an der Küste in vielen Geschäften. Sie sind günstig und nehmen nachher im Rucksack wenig Platz weg.
Sehr gut geeignet zum Wattwandern und robuster als die Beachies sind hohe Stoffsneaker zum Schnüren. Sie können auch auf Wanderungen getragen werden, wo Beachies an ihre Grenzen stossen, z.B. wenn es nach Norderney geht, denn auf der Strecke gibt es wesentlich mehr Austern als nach Baltrum. Wichtig: Socken anziehen, sonst scheuert der Sand die Füsse wund.
Barfussgehen hingegen ist auf den Wattwanderungen in Ostfriesland keine Option, da es zu viele scharfkantige Muscheln gibt. Ihre Schalen sind teils scharf wie Glasscherben und die Verletzungsgefahr ist einfach zu gross. Deshalb setzen die Wattführer eine adäquate Fussbekleidung voraus. Barfuss wird man nicht mitgenommen.
Ansonsten zieht man am besten eine kurze Hose* an, denn das Wasser in den Prielen reicht manchmal bis übers Knie. Wer dann eine dreiviertellange Jeans anhat, wird wenig Freude haben.
Eine wind- und wasserdichte Jacke* sollte auch auf jeden Fall im Gepäck sein sowie ein warmer Pullover*. So kann man den Oberkörper warm und trocken halten, wenn das Wetter etwas rauher ist.
Eine Garnitur Wechselkleidung ist empfehlenswert, falls ein Priel tiefer ist als gedacht oder man im Schlick ausrutscht und ein unfreiwilliges Bad im Watt nimmt. Trockene Schuhe für den Inselbesuch und die Rückfahrt wird man auf jeden Fall brauchen.
Nicht vergessen: eine Tüte für nasse Kleidung und Schuhe und ein Handtuch für die Füsse. Ideal sind kleine Handtücher aus Microfaser*. Sie haben ein kleines Packmass, sind leicht und trocknen wesentlich schneller als Frotteehandtücher.
Durch die Salzwiesen ins Watt
Start der Wattwanderung am Fährhafen Neßmersiel. Zunächst geht es durch die Salzwiesen Richtung Watt. Salzwiesen sind bewachsene Landflächen im Bereich zwischen Meer und Deich. Unterwegs lernen wir einige typische Salzwiesenpflanzen kennen.
Wir schnuppern an den Blättern des Strandwermuts und lernen schließlich die Salzstange des Watts, den sog. Queller kennen. Der Queller zählt zu den wenigen Pflanzen, die es verkraften, bei jeder Flut vom Salzwasser überspült zu werden. Er lagert Salz ein und so gelingt es ihm, Wasser aus dem Meer aufzunehmen. Ähnlich wie ein Kaktus kommt er mit wenig Wasser aus. Queller sind essbar. Sie schmecken durch das eingelagerte Salz salzig und werden daher Salzstangen der Meere genannt.
Leben im Watt
Bei einer Wattwanderung geht es nicht nur darum, von A nach B zu kommen. Man erfährt auch jede Menge über die Lebewesen im Watt.
Wattwürmer
Der wahrscheinlich bekannteste Bewohner des Watts ist der Wattwurm. Wenn man ihn persönlich zu Gesicht bekommen möchte, muss man schon ein wenig graben. Oft haben die Wattführer dafür einen kleinen Spaten dabei. Überall und unübersehbar sind dagegen die Ausscheidungen der Wattwürmer. Kleine Sandwürstchen, die sich wie Spaghetti an der Oberfläche kringeln. Die Würmer nehmen Sand auf, verdauen organische Reste, die sich darin befinden und scheiden den gereinigten Sand wieder aus. Eklig ist die Wattwurmkacke also überhaupt nicht – im Gegenteil – der Sand ist besonders sauber. Wattwürmer sind quasi die Putzkräfte des Meeres.
Muscheln
Als nächstes lernen wir Muscheln genauer kennen. Ehrlich gesagt, dachten wir immer, Muscheln liegen einfach nur herum und werden allenfalls vom Wasser an einen anderen Ort getragen. Dass sie sich aktiv eingraben, fortbewegen und manche sogar springen können, hat uns ziemlich überrascht. An einer Herzmuschel zeigt Johann uns ihren Grabefuss, mit dem sie sich selbständig in den Sand eingraben kann.
Die Pazifische Auster
Schön sind sie nicht, aber Austern gelten bei vielen als Delikatesse. Wie der Name erahnen lässt, stammt die Pazifische Auster nicht aus der Nordsee. Sie wurde vor ca. 30 Jahren bei Sylt kultiviert. Einige Exemplare konnten aus den Muschelfarmen flüchten und haben sich in der freien Wildbahn angesiedelt. Seinerzeit sah man darin kein Problem, weil man dachte, die Nordsee sei zu kalt für die Vermehrung der Pazifischen Auster. Der Klimaerwärmung sei dank schafft sie es doch ganz gut, Nachkommen zu zeugen. Nun überwuchern die Austern die Bänke der einheimischen Miesmuscheln und bedrohen so die alteingesessene Tierwelt. Nicht nur die Miesmuscheln selbst, sondern auch die Vögel, die sich von ihnen ernähren.
Wattarten
Auf der Wattwanderung nach Baltrum lernen wir verschiedene Wattarten kennen.
Beim Sandwatt handelt es sich um festen Sandboden, der gut zu begehen ist. Man sinkt überhaupt nicht ein.
Eine echte Herausforderung beim Gehen ist dagegen das Schlickwatt. Wir sinken bis über den Knöchel ein, der Boden saugt uns regelrecht an, so dass man bei jedem Schritt aufpassen muss, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Bei der Baltrumtour sind es nur ein paar hundert Meter, die wir im Schlickwatt zurücklegen und es ist auch nicht sehr tief. Es gibt Wattwanderungen (z.B. zur Hallig Nordstrandischmoor), bei denen man wesentlich längere Strecken durch knietiefen Schlick zurücklegen muss.
Als drittes gibt es noch das Mischwatt, das eine Mischung aus Sand und Schlickwatt darstellt.
Nach der Wattwanderung – ein Nachmittag auf Baltrum
Nach etwa drei Stunden Wandern durchs Watt erreichen wir Baltrum. Wir entern die Insel am Gezeitenpfad in der Nähe des Fähranlegers. Nach einer kurzen Verabschiedung löst sich die Wandergruppe auf. Jeder kann die Insel auf eigene Faust erkunden und um die Rückfahrt nach Neßmersiel kümmert sich jeder selbst. Da die Fähre gezeitenabhängig verkehrt, ist der Fahrplan jeden Tag anders – also sollte man gut zuhören, wenn der Wattführer die tagesaktuellen Abfahrtszeiten bekannt gibt.
Als erstes steuern wir den Imbiss Verhungernix am Hafen an. Dort sind Fussduschen installiert, um den Sand abzuspülen und ein WC gibt es auch. Ausserdem kann die verbrauchte Energie wieder angefuttert werden.
Mit trockengelegten und entsandeten Füssen schlendern wir durch das Örtchen. Wer Ruhe sucht, wird diese auf Baltrum definitiv finden. Es ist einfach nur gemütlich. Die Insel ist autofrei und scheint den Fängen des Tourismus im Vergleich zu anderen Inseln weitgehend entkommen zu sein. Wir fühlen uns auf Anhieb sehr wohl und würden am liebsten gleich noch ein paar Tage dableiben.
Kulinarisch machen wir eine der grössten Entdeckungen des ganzen Urlaubs. Bei ‚Mittendrin Fisch‚ probieren wir Sherry Matjes und der schmeckt einfach nur lecker. Während purer Matjes immer etwas salzig ist, geht der Sherry Matjes eher ein bisschen ins Süßliche. Wir sind so begeistert, dass wir uns gleich noch eine zweite Portion holen.
Nachtisch organisiseren wir bei der Eisdiele Watt’n Eis – mit regionalen Sorten wie z.B. Sanddornstracciatella. Sehr zu empfehlen! Auch die anderen Sorten schmecken ausgezeichnet. Was uns auch gut gefallen hat: statt der üblichen Pappbecher gibt es Waffelbecher samt essbarem Löffel.
Eigentlich hatten wir noch eine mehrstündige Wanderung ins Baltrumer Hinterland geplant. Vollgefressen und durch die Wattwanderung doch schon ein bisschen ausgelastet, lassen wir es ruhiger angehen und drehen eine kleinere Runde am Strand, wo wir im Sand chillen bis es Zeit wird zur Fähre zu gehen.
Begleitet von Rudi Schurickes Hit ‚Auf Wiedersehn‘ verlässt das Schiff den Hafen und bringt uns zurück in das hektische Treiben auf dem Festland.
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