Biene

Biene

Die Autorin dieses Artikels

Hallo! Ich bin Sabine, deine Expertin für Genusswanderungen und immer auf der Suche nach den schönsten Aussichten und chilligsten Plätzen in der Natur, maximal im mittleren Schwierigkeitsbereich




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Der Kesch-Trek – Allgemeine Informationen

Der Kesch-Trek führt vom Flüelapass in der Nähe von Davos durch stille Täler und über einige Pässe bis zum Albulapass bei Bergün. Der Weg führt uns durch die hochalpine Landschaft Graubündens im Gebiet von Piz Grialetsch und Piz Kesch.

Höhepunkte der Wanderung sind die Möglichkeit, am ersten Tag mit dem Flüela Schwarzhorn (3146m) einen der leichtesten Dreitausender der Alpen zu erklimmen und der Blick auf die Berninagruppe von der Chamanna d’Es-cha am letzten Hüttenabend. Ausserdem kann man das Erlebnis mit einer Fahrt mit der Rhätischen Bahn auf dem spektakulären Teilstück Preda-Bergün wunderbar ausklingen lassen.

Im Vergleich zu anderen Hüttentreks der Alpen, wie zum Beispiel die Steinbocktour im Allgäu, ist der Kesch-Trek nicht überlaufen, so dass man die Schönheit der Bergwelt in Ruhe genießen kann. Eine hochalpine und dennoch technisch unschwierige Hüttenwanderung – perfekt für alle Freunde des Genusswanderns.

Toureninfo

Start:

Ziel:

Dauer:

Distanz:

Aufstieg:

Abstieg:

Wegverlauf:

Einkehrmöglichkeiten:

Anforderungen:

Ausrüstung:

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Organisation der Tour

Die Hütten

Man macht unterwegs Station auf folgenden Hütten:

Die Übernachtungen kann man über das Online-Buchungsportal der Hütten einzeln buchen. Alternativ bieten die Hütten ein pauschal buchbares Kesch-Trek-Angebot (->Link) an. Es beinhaltet alle 3 Hüttenübernachtungen und im Anschluss eine Übernachtung in Bergün. Das Pauschalangebot ist bequemer, da man nicht selbst koordinieren muss, einen Platz in jeder Hütte zu bekommen. Dafür ist es natürlich etwas teurer als wenn man alles selbst bucht und plant. Als geizige sparsame Fast-Schwaben organisieren wir unsere Reisen und Wanderungen in den allermeisten Fällen auf eigene Faust.

Verpflegung auf dem Kesch-Trek

Auf den Schweizer Hütten ist in der Regel Halbpension obligatorisch. D.h. es gibt abends – die genaue Uhrzeit gibt Dir der Hüttenwirt bei der Ankunft bekannt – ein leckeres 3-Gänge Menü mit Suppe oder Salat, Hauptgericht und Dessert. Anders als in deutschen/österreischen Hütten, wo man oft à la carte bestellt, gibt es für alle das gleiche Gericht. Es wird lediglich unterschieden nach Fleisch oder Vegi, wobei man Vegi vorher anmelden muss.

Am Morgen bieten die Hütten ein reichhaltiges Frühstücksbuffet an, damit Du gut gestärkt in die nächste Etappe starten kannst.

An- und Abreise

Da es sich nicht um eine Rundwanderung handelt, reist man entweder direkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Oder wenn man ohnehin mit zwei Autos anreist, kann man einen Wagen am Bahnhof Bergün parken, wo die Wanderung nach 4 Tagen endet. Dann fährt man mit dem zweiten Auto gemeinsam auf den Flüelapass und stellt das zweite Auto kurz nach dem Pass am Abzweig Schwarzhorn in der Parkbucht ab. Nach der Wanderung holt man dieses Auto dann wieder ab.

Anforderungen beim Kesch-Trek

Die Schwierigkeiten des Kesch-Treks sind moderat. Der Weg ist meist breit, nicht besonders steil und auch für höhenängstliche Menschen geeignet. Stark ausgesetzt wird es zu keinem Zeitpunkt. Trittsicherheit auf zum Teil steilem Geröll benötigt man allerdings beim Aufstieg zur Fuorcla Pischa. Auch der Schlußanstieg aufs Schwarzhorn ist steil und der Untergrund stellenweise etwas rutschig  – im Gegensatz zur Fuorcla Pischa kann man den Gipfel allerdings ohne Probleme auslassen. Kondition für Märsche bis zu 6 Stunden sollte man mitbringen, damit einem unterwegs nicht die Puste ausgeht. Damit eignet sich die Wanderung perfekt für Anfänger und alle, die statt sportlichen Höchstleistungen und Nervenkitzel lieber den Genuß am Draussensein in den Vordergrund stellen.

Beste Jahreszeit für den Kesch-Trek

Da sich ein Großteil der Tour auf einer Höhe zwischen 2500 und 3000m abspielt, ist die ideale Jahreszeit zur Begehung der Hochsommer von Mitte Juli bis Mitte/Ende September. Altschneefelder sind dann in der Regel weitgehend weggetaut. In dieser Höhenlage muss man allerdings zu jeder Jahreszeit auf einen überraschenden Wintereinbruch vorbereitet sein. Sprich: zur Ausrüstung gehört neben festen Wanderschuhen auch wetterfeste und warme Bekleidung.


Lies jetzt: unsere Packliste für Hüttenwanderungen – hier erfährst du, was du unterwegs wirklich brauchst und was du getrost zu Hause lassen kannst


Los geht’s! Kesch-Trek Tag 1 – Vom Flüelapass zur Chamanna da Grialetsch

Voller Vorfreude treffen wir uns mit unseren Freunden Sabine und Fabian, die sich bereits auf einigen anderen Wanderungen als zuverlässige Bergkameraden bewährt haben, am Bahnhof Bergün. Wir entscheiden uns, den Familienkombi der beiden in Bergün stehen zu lassen und starten mit unserem Zweisitzer mit kuschliger Notbank im Fond (Peugeot RCZ in Hariagrau) zum Flüelapass. Jetzt sind noch alle frisch geduscht, da macht es nichts, sich ein bisschen näher zu kommen. Wer weiß, wie das nach vier anstrengenden Wandertagen aussieht. 

Die beiden kommen direkt aus dem Flachland. Deshalb wollen wir es auf der ersten Etappe langsam angehen lassen und entscheiden uns gegen die Besteigung des Schwarzhorns. Das Flüela Schwarzhorn zählt zu den leichten 3000ern und wäre auf der ersten Etappe mit relativ wenig Mühe ‚mitzunehmen‘. Stattdessen nehmen wir den direkten Weg zur Chamanna da Grialetsch durch das Val Grialetsch

Kesch-Trek: Wanderer auf dem Weg vom Flüelapass zur Grialetschhütte
Fast eben geht es am Hang entlang vom Flüelapass zur Chamanna da Grialetsch

In strahlendem Sonnenschein begrüßt uns die urige Hütte aus grauem Stein mit roten Fensterläden. Die Hütte ist trotz Hochsaison nicht ausgebucht, so dass wir uns im Lager über mehr als 4 Plätze ausbreiten dürfen. Ein echter Luxus auf einer Berghütte, wo man sonst oft im Massenlager Mann an Mann liegt.

Kesch-Trek: Grialetschhütte auf 2542m
Die Grialetschhütte liegt auf einer Höhe von 2542m.

Wir zeigen dir die besten Wandertouren in Graubünden

Ausblick aus der Grialetschhütte
Ausblick aus dem Lager der Grialetschhütte. So lässt es sich aushalten!

Kesch-Trek Tag 2 – von der Chamanna da Grialtsch zur Keschhütte

Der nächste Morgen begrüsst uns zwar mit Sonne, aber über Nacht hat es ganz schön abgekühlt. Wir müssen uns im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal warm laufen.


Tipp: beim Loswandern nicht zu viel anziehen – es darf ruhig erst mal etwas zu kühl sein. Durch die Bewegung wird man i.d.R. sehr schnell warm


Dabei geht es zunächst nicht bergauf, sondern bergab in Richtung Dürrboden. Wir zweigen jedoch im Tal nicht nach rechts zum Dürrboden ab, sondern folgen dem Pfad zum Scalettapass auf 2606 Metern. Im Mittelalter nahmen viele Säumer den Weg über diesen Pass ins italienische Veltin. Einige Teilstücke des Wegs sind treppenartig ausgebaut, daher der Name Scaletta, zu dt. kleine Treppe.

Auf dem Pass haben wir uns eine Vesperpause verdient. Noch immer ist es nicht besonders warm. Wir sind froh, einen Pulli und eine Jacke dabei zu haben. 

Kesch-Trek: Sonnenaufgang Grialetschhütte
Morgenstimmung beim Aufbruch von der Grialetschhütte. Es ist wunderschön, aber sehr kalt!

Nach der Stärkung geht es auf der anderen Seite wieder nach unten ins Val Funtauna, wo wir wieder die Wahl zwischen zwei Wegvarianten haben. Eine führt durch den Talboden am Bach entlang. Der andere etwas weiter höher durch den Hang. Wir entscheiden uns für den Höhenweg. 

Keschhütte
Ganz am Ende des Tals sieht man sie schon – die Keschhütte. Doch der Weg zieht sich…

Wir haben genug Zeit, um es gemütlich angehen zu lassen. Und so bleibt viel Gelegenheit, innezuhalten und die Aussicht auf die herrliche Berglandschaft zu genießen.

Kesch-Trek: Rastende Wanderer im Val Funtauna
Wohlverdiente Rast im Val Funtauna

Bald kommt die Hütte in Sicht. Hinter ihr ragt der Piz Kesch in die Höhe. Mit 3417 Metern der höchste Berg der Albula-Alpen. Neben ihm der Porchabellagletscher, der wie es aussieht, seine besten Zeiten hinter sich hat. Wenn man die Ausmaße der Schutthalden betrachtet, kann man sich vorstellen, dass der Gletscher früher um einiges gewaltiger war. 

Keschhütte mit Porchabellagletscher und Piz Kesch
Das Tagesziel, die Keschhütte, kommt in Sicht. Dahinter der Porchabellagletscher und rechts daneben der Piz Kesch.

Auch die Keschhütte ist nicht ausgebucht und wir bekommen wieder ein kleines Lager ganz für uns alleine. Die Keschhütte befindet sich im Parc Ela, dem grössten regionalen Naturpark der Schweiz. Er umfasst u.a. die Alpenpässe Albula, Julier und Septimer. Sein Namensgeber ist der Piz Ela.

Bis zum Abendessen ist noch ein wenig Zeit und so schlendern wir noch ein wenig um die Hütte herum. Das Hüttenmurmeltier beobachtet uns neugierig und posiert bereitwillig für Fotos. Anschließend gibt es im kleinen Hüttentümpel noch eine wohltuende Erfrischung für die Füße.

Murmeltier bei der Keschhütte
Und täglich grüßt das Murmeltier bei der Keschhütte. Manche dieser kleinen Gesellen sind richtig neugierig.

Kesch-Trek Tag 3: Von der Keschhütte zur Chamannna d’Es-cha

Erfahrene Bergsteiger können als Übergang von der Keschhütte zur Chamanna d’Es-cha direkt den Porchabellagletscher nehmen. Alle anderen müssen – wie wir – einmal halb um den Piz Kesch herum laufen, was bei der spektakulären Landschaft aber durchaus ein Pluspunkt ist. Die Etappe beginnt mit dem Abstieg zur Alp digl Chant, bei der man unbedingt eine kleine Stärkungspause einlegen sollte. Es gibt nämlich ganz hervorragenden frischen Fruchtjoghurt.

Danach geht es gemütlich durch das langgestreckte Val Plazbi. Doch Vorsicht! So entspannt wird der Tag nicht bleiben. Denn am Ende des Tals wartet der anstrengendste Teil des gesamten Keschtreks – der Aufstieg zur Fuorcla Pischa. Zunächst geht es einen Grashang nach oben. Dann wird das Gelände zunehmend schottriger und steiniger. 

Kesch-Trek: Wanderer im Val Plazbi
Nach dem Abstieg von der Keschhütte zur Alp digl Chant folgt eine ziemlich ebene Passage durchs Val Plazbi

Über eine riesige Geröllwüste geht es zum Pass, der mit 2864 Metern den höchsten Punkt des Kesch-Treks bildet. Wer Spaß an der Geröllstapferei gefunden hat, kann mit dem Piz Blaisun noch einen 3200 Meter hohen Gipfel erklimmen. PapaMufflon macht den Gipfel sogar zweimal. Einmal im Alleingang als Speedbegehung und dann noch mal in gemässigter Gangart zusammen mit Fabian. 

3000er-Sammler finden in Graubünden paradiesische Verhältnisse vor – man könnte hier einen längeren Urlaub verbringen und jeden Tag einen oder mehrere 3000er besteigen. Viele davon sind mit markiertem Weg oder einem gesicherten Klettersteig zu erreichen. Inspiration für solche Ziele bietet unser Artikel ‚Leichte 3000er‚.

Aufstieg zur Fuorcla Pischa durch Geröll
Der Aufstieg zur Fuorcla Pischa ist geröllig und steil, das Schneefeld kann man Mitte August umgehen. Die einzige Stelle der Wanderung, an der es keinen angelegten Weg gibt.

Die Mädels machen es sich an der Fuorcla bequem und gehen dann schon mal langsam vor in Richtung Chamanna d’Es-cha. Eine traumhaft schön gelegene Hütte, die es sich auch lohnt im Rahmen einer Tageswanderung zu besuchen. Neben dem einmaligen Panorama ist auch der Kuchen auf dieser Hütte absolut zu empfehlen – vor allem der Maronikuchen im Herbst ist ein geschmackliches Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.

Fuorcla Pischa mit Piz Blaisun am Keschtrek
Abstieg von der Fuorcla Pischa. Links im Bild der Piz Blaisun. Ein 3000er am Wegesrand, der von trittsicheren Wanderern mitgenommen werden kann.

Die Aussicht von der Chamanna d’Es-cha ist sagenhaft schön. Die Berninagruppe – allen voran der Biancograt – leuchtet uns in strahlendem Weiß entgegen. Besonders schön offenbart sie sich in der Dämmerung – umspielt von zarten Tönen in Rosa und Lila.

Berninagruppe von der Chamanna d'Es-cha aus gesehen
Abendlicher Blick von der Chamanna d’Es-cha zur Berninagruppe. Die Farbe des Himmels verrät: es wird langsam Herbst – so sagt man uns

Tag 4: Von der Chamanna d’Es-cha nach Preda und zum Abschluss eine Fahrt mit der Rhätischen Bahn

Am Abschlusstag geht es – im Anblick von Piz Blaisun und seiner Nachbarn – hinab ins Val d’Es-cha bis zur Albulapassstrasse. Man entert die Straße beim Punta Granda und kann von hier oder vom Pass mit dem Postbus nach Bergün fahren. Wir jedoch wollen den Keschtrek mit einem ganz besonderen Erlebnis abschließen – und zwar mit einer Fahrt mit der Rhätischen Eisenbahn

Kesch-Trek: Wanderer auf dem Weg von der Chamanna d'Es-cha zum Albulapass mit Piz Blaisun
Aufbruch zur letzten Etappe von der Chamanna d’Es-cha zum Albulapass und weiter nach Preda. Im Hintergrund die rechte Spitze ist der Piz Blaisun.

Deshalb wandern wir vom Albulapass weiter vorbei am Lai da Palpuogna bis Preda. Die Albulastrecke der Rhätischen Bahn gehört wie die Berninastrecke zum UNESCO Welterbe. Die Streckenabschnitte zwischen Preda, Bergün und Filisur zählen zu den spektakulärsten Bahnstrecken weltweit. Zwischen Preda und Bergün muss die Bahn eine Höhendifferenz von fast 420 Metern überwinden. Und das auf eine Strecke von nicht einmal 7 Kilometern Luftlinie. Da die Züge keine Zahnräder besitzen, sondern der Antrieb über die Haftreibung der Räder erfolgt, darf die Steigung nicht zu groß sein. Der Zug würde sonst ins Rutschen geraten. Um die Strecke abzuflachen, wurde sie durch mehrere Spiraltunnel, Kehrtunnel und Viadukte auf zwölf Kilometer verlängert. Hier einmal mit zu fahren ist nicht nur für Bahnfreunde ein unvergessliches Erlebnis. Also ideal, um dem Keschtrek ein würdiges Ende zu verleihen!

Lai da Palpuogna
Kurz vor der Ankunft in Preda lädt der Lai da Palpuogna zum erfrischenden Fußbad ein

Auch Jörg von Outdoorsuechtig war in den Albula-Alpen unterwegs – mit einer spannenden Variante über das Scalettahorn. Was er dort erlebt hat, erfahrt ihr in seinem Artikel ‚Durch die Albula-Alpen‚.