Biene

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Die Autorin dieses Artikels

Hallo! Ich bin Sabine, deine Expertin für Genusswanderungen und immer auf der Suche nach den schönsten Aussichten und chilligsten Plätzen in der Natur, maximal im mittleren Schwierigkeitsbereich




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Das Breithorn (4164m) ist ein Berg in den Walliser Alpen in der Nähe von Zermatt. Es gilt auf dem Normalweg als leichtester 4000er der Alpen und damit entsprechend beliebt. Unterschätzt werden sollte die Tour dennoch nicht. Wer keine Hochtourenerfahrung hat, sollte das Breithorn nur in Begleitung eines Bergführers in Angriff nehmen. In diesem Artikel berichten wir von unserer Vorbereitung und was es letztendlich für eine Erfahrung war, auf unserem ersten 4000er zu stehen.

Hätte mir vor 10 Jahren jemand gesagt, dass ich eines Tages auf einem 4000er stehen würde, ich hätte ihn glatt für verrückt erklärt. Doch manchmal kommt es anders als man denkt. Das macht das Leben ja gerade so spannend.

Toureninfo

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Vorbereitung auf die ‚Expedition 4000‘

Hochtourenausbildung im alpinen Basiskurs

Im Sommer haben wir einen alpinen Basiskurs beim DAV-Summit-Club besucht und uns dort die Grundlagen für den Vorstoss in neue bergsteigerische Dimensionen geholt. Dank eines Schlechtwettereinbruchs auf der Jamtalhütte haben wir Knoten, Anseilen und Spaltenbergung – zwar nicht bis zum Erbrechen, aber doch ausgiebig geübt. Bei realitätsnahen Bedingungen – mit Wind, Schneefall und Kälte. Unser Bergführer Jürgen hat uns am Ende des Kurses ermutigt, dass wir es ruhig wagen können, einfache Hochtouren – auf spaltenarmem, vielbegangenem Gletscher – in Eigenregie zu unternehmen.

Auswahl der ersten Hochtour nach dem alpinen Basiskurs

Einige Wochen sind wir am Überlegen, welches Ziel es würdig ist, unsere erste selbständige Hochtour zu werden. Das Wildhorn steht zur Debatte. Mit dem haben wir seit unserer ausgefallenen Schneeschuhbesteigung im Winter noch eine Rechnung offen. Auch über das Gwächtenhorn denken wir nach. Auf dem benachbarten Sustenhorn waren wir (zumindest die Hälfte von uns…) im letzten Jahr. Die Tour war nicht allzu schwierig, aber es gibt doch einige Spalten. Nicht ideal für alpine Säuglinge wie uns.

Schließlich kommt uns das Breithorn (4164 m) in den Sinn. Es gilt als einer der leichtesten 4000er in den Alpen. Mit gerade mal etwas mehr als 300 zu überwindenden Höhenmetern vom Klein Matterhorn aus auf dem Normalweg beinahe ein Katzensprung. Die Tour ist viel begangen – wenn wir nicht bei Schlechtwetter losziehen können wir sicher sein, dass eine nicht zu verfehlende Spur uns nach oben leiten wird. Eine ideale Hochtour für Einsteiger. Warum also nicht direkt auf einen 4000er steigen?

Gesagt, getan. Zwei Mitstreiter sind schnell gefunden. Tobi begeistert seinen Kollegen Rasmus samt Freundin Sarah für unsere ‚Expedition 4000‘.

Benötigte Ausrüstung

Welche Ausrüstung nimmt man mit auf einen 4000er? Das kommt etwas auf die Verhältnisse an und ob man mit  Bergführer geht. In der Regel wirst du dich – wenn dir etwas an deiner Sicherheit liegt – für die ersten Hochtouren einem Bergführer anvertrauen. Er wird die Spezialausrüstung wie Seil, Karabiner etc. mitbringen und dir vorher eine Ausrüstungsliste geben. 

Für das Breithorn benötigst du normale Wanderbekleidung für etwas kühlere Verhältnisse: 

  • Softshellhose/Tourenhose*
  • Falls es sehr kalt ist, Thermounterwäsche*
  • Wandershirt*
  • (Merino)pullover*
  • Fleecejacke*
  • Regenjacke*
  • Mütze* und Handschuhe*
  • Sonnencreme und Gletscherbrille*-> sehr wichtig wegen der Höhe und dem Schnee, die Haut verbrutzelt sonst im Nu. Die Sonnenbrille muss gletschertauglich sein! Eine normale Sonnenbrille ist in der Regel nicht geeignet, weil sie nicht genug abdunkelt und an der Seite zu viel Licht durchlässt. Die Brille sollte mindestens Schutzkategorie 3, besser 4 haben.
  • Stabile Bergschuhe* – sie sollten bedingt steigeisenfest sein, also der Schuhkategorie C angehören. Es gibt sog. Korbsteigeisen, die man an jedem festen Wanderschuh befestigen kann. Im Zweifel frage vorher bei deinem Bergführer oder im Bergsportladen, ob deine Schuhe sich eignen. Wichtig ist, dass Steigeisen und Schuhe zusammenpassen, d.h. bei Steigeisen mit Kipphebel brauchst du zwingend Bergschuhe, die einen entsprechende Vorrichtung haben, um den Kipphebel zu befestigen.
  • Steigeisen* -> können in Berg-/Sportgeschäften oder beim Alpenverein geliehen werden
  • einen Pickel* benötigt man fürs Breithorn nicht zwingend. Trekkingstöcke* reichen aus
  • Klettergurt und Karabiner* -> fürs erste Reinschnuppern auch am besten ausleihen
  • Hochtourenseil*: 40 Meter, imprägniert, relativ dünn -> ca. 8,5-9mm
  • falls noch viel Schnee zu erwarten ist, können Gamaschen* hilfreich sein, damit kein Schnee in die Schuhe kommt

Breithorn – wir kommen!

Mitte September verabreden wir uns für Samstag Abend in Zermatt. Bestens ausgerüstet mit Seil, Pickel, Steigeisen und Klettergurt entern wir das sagenumwobene Bergdorf. Waren wir bei unserem letzten Besuch lediglich Zaungäste des bergsteigerischen Treibens, so mischen wir uns  diesmal mitten unters Volk. Bei einer kalorienreichen Henkersmahlzeit im güldenen M besprechen wir die letzten Details. Alle sind ein bisschen aufgeregt. Den ersten 4000er seines Lebens macht man nicht alle Tage.

Fahrt aufs Klein Matterhorn

Am nächsten Morgen wird es ernst. Um 6 Uhr klingelt der Wecker. Die erste Bahn aufs Klein Matterhorn fährt um 7 Uhr. Extra früh vor dem offiziellen Touristentransport – in erster Linie für Skirennfahrer, die den Gletscher für ihr Sommertraining nutzen. Aber eben auch für Bergsteiger, die ins Abenteuer über den Gletscher aufbrechen. Viele wollen zum Breithorn, einige auch zu Castor und Pollux.


Lies gerne auch unseren Bericht zum Castor!


In ca. 45 Minuten schweben wir bis auf 3800 Meter. Genug Zeit, um noch ein kleines Frühstück zur Stärkung einzunehmen. Die Tickets für die Fahrt aufs Klein Matterhorn mit dem spektakulären Namen Matterhorn Glacier Paradise kannst du direkt online* kaufen.

Vor dem Start: Hochtourenausrüstung anlegen

Oben angekommen werfen wir uns in unsere Ausrüstung. Rein in den Klettergurt, das Seil präparieren. Tobi hat die Knoterei voll im Griff. Der wohligen Wärme wegen starten wir unsere Vorbereitungen – wie die meisten anderen Seilschaften auch – im Gipfelshop. Bis wir von einer freundlichen Mitarbeiterin rauskomplimentiert werden. Schnell noch die Steigeisen angezurrt und schon kann es losgehen.

Die Spur zieht sich gut sichtbar im Zickzack das Breithorn hinauf
Die Spur zieht sich gut sichtbar im Zickzack den Berg hinauf – von hier aus sieht es gar nicht steil aus

Einlaufen in Skipistennähe

Die ersten Meter stapfen wir auf der präparierten Skipiste bis unsere Spur nach links auf den Gletscher hinaus zieht. Nun befinden wir uns also in freier Wildbahn. Tobi als Bergführer vornedraus, alle anderen im Gänsemarsch hinterher. Immer darauf achtend, dass das Seil weder schlapp am Boden schleift, noch zu sehr spannt. So harmlos das Breithornplateau auch aussieht – es gibt Spalten. Man sollte deshalb den markierten Pistenbereich niemals ohne Sicherung verlassen. Das Breithorn baut sich groß und breit (wer hätte es gedacht) vor uns auf. Man glaubt kaum, dass es wirklich nur wenig über 300 Höhenmeter bis zum Gipfel sind. Wenn man direkt davor steht, sieht es auf einmal doch ganz schön hoch aus.

Aufstieg zum Breithorn

Bis an den Bergfuss geht es nur ganz leicht aufwärts. Ideal zum Eingewöhnen. Als es steiler wird, verkürzen wir die Seilabstände. Einige geführte Gruppen überholen wir an dieser Stelle und können beim folgenden Aufstieg unser eigenes Tempo gehen. Wir haben Glück, dass nicht allzu viel los ist. Nur eine handvoll Seilschaften kommt uns entgegen. Wir hatten einen wesentlich größeren Ansturm erwartet bei dem Kaiserwetter. 

Breithorn
Letzter Steilaufschwung vor dem Gipfel

Steilstellen bis 35° und dünne Luft

Es geht nun recht steil nach oben. Bis zu 35° steil sind die die Firnhänge am Breithorn. Gar nicht so ohne. Kombiniert mit dem Gewicht der Steigeisen, führt das zu einer unangenehmen Reibung im Schuh. Vielleicht wäre es doch gut gewesen, vorsorglich ein paar Blasenpflaster auf die Ferse zu kleben? Auch wenn es nur ein kurzer Aufstieg ist. Zu spät. Nun muss es ohne Pflaster gehen. Auch die dünne Luft macht sich durchaus bemerkbar. Es läuft sich nicht so locker wie auf 2000 Meter. Die Spur zu finden, ist hingegen kein Problem. Sie ist gut ausgetreten. Selbst das Passieren von Gegenverkehr stellt an den meisten Stellen kein Problem dar.

Die einzige sichtbare Spalte am Breithorn - groß genug, um reinzufallen
Die einzige sichtbare Spalte – groß genug, um reinzufallen

Spalten am Breithorn

Etwa in der Hälfte des Aufstiegs kommen wir an die einzige kitzlige Stelle. Eine breite Spalte zieht sich quer über den Hang und muss überstiegen werden. Die Eisbrücke ist über den warmen Sommer auf ein Minimum zusammengeschmolzen. Wie ein riesiger Schlund klafft die Spalte uns mit scharfen Eiszähnen entgegen. Hineinfallen will man dort sicher nicht. Vorsichtig steigen wir einer nach dem anderen über die Spalte. Das Eis hält. Als nächstes kommt eine kurze Felspassage, in der man ein paar Meter über Steine steigen muss. Steigen, kein Klettern. Also auch kein Problem.

Kleine felsige Passage in der Mitte des Weges
Kleine felsige Passage in der Mitte des Weges

Geschafft – unser erster 4000er!

Der restliche Aufstieg erfolgt im Schnee. Noch eine Kehre. Die letzten Meter. Und dann haben wir es geschafft. Wir stehen auf dem 4164 Meter hohen Breithorn. Was für eine phantastische Aussicht! Und was für ein tolles Gefühl auf einem 4000er zu stehen. Auch wenn das Breithorn keine bergsteigerische Höchstleistung ist – stolz sind wir allemal. Da nicht viel los ist und es ausserdem auch trotz der Höhe nicht kalt ist, gönnen wir uns beim Gipfel ein Päuschen. Einzigartig ist die Aussicht auf die verschneiten Bergriesen. Ein Panorama, an dem sich wohl niemand so schnell sattsehen kann.

Winterwonderland am Breithorn mitten im Sommer
Winterwonderland mitten im Sommer

Abstieg auf dem selben Weg

Es fällt schwer, sich wieder loszureißen und den Abstieg anzutreten. Doch die Sonne scheint stark und der Schnee wird immer sulziger. Wir werfen noch einen Blick auf den Grat, über den die Breithornüberschreitung führt. Sieht spannend aus, ist aber eine ganze Ecke (vielleicht auch zwei) schwieriger als der Normalweg und damit nichts für Anfänger. Wir legen noch eine Fotosession mit monumentalen Aufnahmen ein und treten dann den Rückzug an. 

Der Abstieg geht flott vonstatten. Der Schnee ist nun merklich aufgeweicht und nasser als am Morgen. Einige Seilschaften – und auch Einzelgänger kommen uns noch entgegen. Als wir in den flachen Bereich kommen, entledigen wir uns unserer Steigeisen. Wie leichtfüssig es nun vorangeht! Wir schweben geradezu das letzte Stück zum Klein Matterhorn. Zurück auf der Skipiste, können wir uns wieder ableinen. Am liebsten würden wir unser Gipfelglück mit einem Fläschle Schampus begießen. Ob der horrenden Preise hier oben lassen wir das aber lieber. 

Als kleine Zugabe ‚besteigen‘ wir noch das Klein Matterhorn – immerhin ein mit 3883m ein hoher 3000er. Besteigen heißt in dem Fall: einsteigen in den Lift und sich nach oben tragen lassen. Von dort aus können wir nochmal ‚unser‘ Breithornbewundern. Einige Ferntouristen sind ebenfalls ganz aus dem Häuschen, das Breithorn zu sehen. Allerdings aus anderem Grund als wir – sie denken nämlich, es sei das Matterhorn itself. Das kann man freilich auch sehen. In der anderen Richtung. Und nicht im bekannten Blickwinkel, den man von Zermatt oder zum Beispiel vom Stellisee aus hat. 


Hol dir Inspiration für Wanderungen auf Leichte 3000er in den Alpen


Das Breithorn vom Klein Matterhorn aus gesehen - gar nicht so unbeeindruckend
Das Breithorn vom Klein Matterhorn aus gesehen – gar nicht so unbeeindruckend

Dann heißt es entgültig Abschied zu nehmen vom Ort des Geschehens. Eine wunderschöne Bergfahrt liegt hinter uns. Viele phantastische Bilder und neue Erfahrungen nehmen wir mit ins Tal. Beseelt steigen wir in Zermatt in den Zug gen Heimat. Dankbar dafür, dass wir diesen Tag erleben durften.

Eine Warnung, die man unbedingt ernst nehmen sollte
Eine Warnung, die man unbedingt ernst nehmen sollte

Hinweis

Auch wenn die Besteigung des Breithorns theoretisch nichts weiter ist als eine Schneewanderung – praktisch handelt es sich um eine Hochtour, die die entsprechende Ausrüstung (Seil, Gurt, Steigeisen etc.) samt den Kenntnissen zum Umgang mit selbiger erfordert! Es gibt zahlreiche Bergschulen, die Hochtourenkurse anbieten. Etwas günstiger sind die Kurse, wenn man sie direkt beim Alpenverein macht. Im Zweifel sollte man sich für den Gang über einen Gletscher einem Bergführer anvertrauen. Desweiteren hat man umso mehr Spass, je besser man sich vorher an große Höhen akklimatisiert hat. Wer aus dem Flachland anreist, sollte nicht direkt auf 4000 Meter aufsteigen. Besser ist es, erst mal ein paar etwas tiefer gelegene Touren zu machen.

Fakten kompakt: die wichtigsten Informationen auf einen Blick

Welcher 4000er ist leicht zu besteigen?

Die klassischen ‚leichten‘ 4000er sind das Breithorn und das Allalinhorn, vorausgesetzt man wählt den jeweiligen Normalweg. Beide Gipfel sind dank Bergbahnunterstützung innerhalb kurzer Zeit zu erreichen und erfordern daher auch nicht zwingend eine Hüttenübernachtung (diese ist zur Akklimatisierung und zum frühen Aufbruch dennoch empfehlenswert). Bitte beachten: das Label ‚leicht‘ ist in diesen Höhenregionen relativ. Es handelt sich um echte Hochtouren, die auf keinen Fall ohne Bergführer unternommen werden sollten, sofern man nicht über die entsprechende Vorerfahrung verfügt.

Wie viele 4000er hat die Schweiz?

Die Schweiz ist stolzer ‚Besitzer‘ von insgesamt 48 Viertausendern. Unter den bekanntesten Viertausendern befinden sich das weltberühmte Matterhorn oder die Dufourspitze, die mit 4634 m der höchste Gipfel ist.