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Die Viamala-Schlucht zieht pro Jahr um die 60000 Besucher in ihren Bann. Kein Wunder, denn eingebettet zwischen steilen Felswänden und durchzogen vom tosenden Hinterrhein, präsentiert sich die Viamala als eine Schlucht von unvergleichlicher Dramatik. Ihr Name bedeutet übersetzt „schlechter Weg“ und verweist auf die einst gefährliche Passage entlang der historischen Verkehrsroute, die durch diese Schlucht führte.
Als Besucher kann man entweder direkt bis zum Besucherzentrum der Viamala-Schlucht fahren, die Schlucht besuchen und direkt weiterziehen. Oder man verbindet den Ausflug mit einer Wanderung zum Beispiel ab Thusis und lernt die Schlucht dabei etwas intensiver kennen. Wir stellen in diesem Artikel den Weg über das verlorene Loch vor.
Ausgangspunkt: Thusis
Die Wanderung durch die Viamala-Schlucht startet in Thusis. Der Ort liegt am nördlichen Eingang zur Schlucht. Thusis kann man sehr gut via Chur mit der Rhätischen Bahn erreichen. Alternativ kann man natürlich auch mit dem Auto anreisen. Auch wenn Thusis ein recht kleiner Ort ist, bietet er einige Parkplätze (hier geht es zur Parkplatzübersicht). Beim Besucherzentrum gibt es dagegen aufgrund der naturgegeben beengten Platzverhältnisse nur wenige Parkplätze.
Wanderwege von Thusis zur Viamala-Schlucht
Es gibt verschiedene Wege, die von Thusis zur Viamala-Schlucht führen. Einer davon ist die Variante über das verlorene Loch, die wir im folgenden im Detail vorstellen wollen. Dieser Weg ist technisch wenig anspruchsvoll und kann von jedem, der gut auf den Beinen ist, gemeistert werden.
Die Via Spluga
Während die Wanderung durch das verlorene Loch mitten durch die Schlucht führt, gibt es auch einen Weg oben entlang, nämlich die Via Spluga. Sie ist ein bekannter Kultur- und Weitwanderweg, der auf 65 Kilometern zwischen Thusis und Chiavenna verläuft. Er zeigt eine Vielzahl an Kulturgütern von nationaler und internationaler Bedeutung, die die zweitausendjährige Alpentransit-Geschichte widerspiegeln. Die Strecke führt durch die imposante Viamala-Schlucht, vorbei an historischen Orten wie Zillis und Splügen, über den Splügenpass bis nach Chiavenna. Neben der Viamala-Schlucht lernt man im weiteren Wegverlauf weitere beeindruckende Schluchten kennen: die Roffla- und die Cardinello-Schlucht.
Der Haken an diesem Weg: da er oberhalb steiler Felsen verläuft, erfordert die Wanderung Schwindelfreiheit. Wer sich bei schwindelerregenden Stellen nicht wohl fühlt, sollte lieber den Weg durch das verlorene Loch nehmen!
Von Thusis übers verlorene Loch zur Viamala-Schlucht
Die leichteste Alternative (ausser mit dem Auto oder Bus direkt zum Besucherzentrum zu fahren) ist die Wanderung übers sogenannte verlorene Loch. Wir wandern dabei auf einer ehemaligen Strasse, die seinerzeit den Weg in den Süden verkürzen sollte.
Giulio Pocobeili und sein Assistent Richard La Nicca überquerten 1816 den Passo del San Bernardino, um eine Passstraße zu planen. Sieben Jahre später war die 120 Kilometer lange Straße fertiggestellt, was die Reisezeit zwischen Chur und Bellinzona erheblich verkürzte.
Der Bau der Strasse durchs verlorene Loch war ein bemerkenswertes Ingenieurprojekt, bei dem der Weg und einige Tunnel direkt durch den Fels gesprengt wurden. Die Kommerzialstrasse war die erste alpenüberquerende Fahrstrasse in Graubünden und ein wichtiger Schritt für den aufkommenden Tourismus.
Doch nachdem es später grössere und schnellere Strassen gab, verfiel die ehemalige Kommerzialstrasse immer mehr. Viele Wegstellen waren dermassen abgebröckelt, dass selbst für Fussgänger der Durchgang immer kitzliger wurde. Nach einer Rettungsaktion, um die Straße zu stabilisieren, wurde sie 2023 zum 200-jährigen Jubiläum wiedereröffnet. Zur Eröffnung konnte sogar wieder ein historisches Postauto hier entlang fahren.
Abstecher zum Traversinersteg
Wir erreichen Rongellen, wo die alte Strasse endet. Wir müssen nun ein Stück an der modernen und natürlich viel grösseren Strasse entlang wandern. Beim Blick zu den gegenüber liegenden Felswänden können wir bereits den Traversinersteg erkennen. Er liegt zwar nicht direkt auf unserem Weg. Die wirklich spektakuläre Hängebrücke wollen wir uns aber nicht entgehen lassen.
Der Traversinersteg ist nämlich quasi eine hängende Brücke mit einer horizontalen Spannweite von 56 m und einer Höhendifferenz von 22 m. Beim Bau der Brücke wurde extra darauf geachtet, dass sie möglichst viel Sichtschutz bietet und nicht allzu sehr wackelt, damit auch ängstlichere Gemüter den Steg ohne grossartige Schweissausbrüche überqueren können.
Der Abstecher zum Traversinersteg dauert nicht lange und lohnt sich, wenn man sich an Hängebrücken erfreuen kann. Wer mit solchen Bauwerken nichts anfangen kann, lässt den Abstecher einfach weg und wandert direkt weiter zur Viamala-Schlucht.
In der Viamala-Schlucht
Zurück am Abzweig, von dem aus unser Abstecher zum Traversinersteg begonnen hat, sind es noch etwa 500 Meter bis zum Besucherzentrum der Viamala-Schlucht. Es geht kurzzeitig steil hinauf und ein kleines Stück ist etwas schmal und ausgesetzt, aber durch einen Zaun gut abgesichert, so dass man die Stelle auch passieren kann, wenn man nicht 100% schwindelfrei ist.
Vom Besucherzentrum aus begeben wir uns in das Herzstück der Schlucht, das durch Treppen leicht gangbar gemacht wurde. Ein bisschen Fitness muss man aber mitbringen: 359 Treppenstufen führen hinunter in die Schlucht. Mühe, die sich lohnt, denn die Schlucht beeindruckt mit bis zu 300 Meter hohen glattgeschliffenen Felswänden, Strudeltöpfen und spektakulären Brückenkonstruktionen.
Die Öffnungszeiten sind von März bis November täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr, im Mai bis September sogar bis 19:00 Uhr. In der Wintersaison bleibt die Schlucht aus Sicherheitsgründen geschlossen.
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