Ist eine mehrtägige Hüttenwanderung mit Kindern machbar? Aber klar! Wir stellen eine 3 tägige Hüttenwanderung im Appenzeller Land vor und geben Tipps, was beim Wandern mit Kindern speziell beachtet werden sollte.
Eine Hüttenwanderung mit Kindern stellt besondere Anforderungen. Spannend soll der Weg sein – möglichst wenig langweilige Forststraßen, dafür umso Gelegenheit mehr zum Spielen, Klettern und entdecken. Je kleiner die Kinder sind umso mehr muss man dabei darauf achten, dass es keine gefährlichen, exponierten Stellen gibt. Ggf. gehen die Kleinen an kritischen Passagen an der Hand. Auch die Länge der Etappen muss entsprechend gewählt werden. Weniger ist mehr bewahrheitet sich hier einmal mehr. 3-4 Stunden reine Gehzeit haben sich für uns als ideal herausgestellt. So muss man weder morgens noch abends hetzen.
Ursprünglich hatten wir eine Mehrtageswanderung unter Erwachsenen geplant. Als in der Tourenbeschreibung stand, dass sie auch für kleinere Kinder geeignet ist, haben unsere Freunde spontan beschlossen, ihre beiden Mädels, 4 und 6 Jahre, mitzubringen.
Ausgangspunkt der Reise ist das Örtchen Wildhaus im Obertoggenburg. Wer mit dem Auto anreist und nach der Wanderung direkt losfahren möchte, kann sein Auto am Endpunkt in Brülisau an der Talstation der Kastenbahn abstellen und mit Bus und Bahn nach Wildhaus fahren.
Zum Einlaufen marschieren wir durch Wildhaus zur Talstation der Gamplütbahn, die uns bequem die ersten Höhenmeter nach oben schweben lässt. Das Wetter ist unbeständig, es ist unklar, ob es im Tagesverlauf Regen geben wird, deshalb machen wir uns rasch auf den Weg. Bis zur Alp Tesel handelt es sich um eine Alpstrasse, was sich prompt an der Unlust der Kinder bemerkbar macht. Mit dem Käseteller und der Heubuttermilch ist die gute Laune jedoch schnell wieder hergestellt und nach der Alpe geht es auch gleich richtig spannend weiter. Es warten nämlich Murmeltiere am Wegesrand.
Auch der Weg wird nun aufregender. Ein schmaler Pfad windet sich den Berg hinauf. Die Mädels müssen hier an die Hand. Schliesslich wollen wir alle gemeinsam heil die Hütte erreichen. An beeindruckenden Felswänden vorbei passieren wir die Chreialp. Ideal, um das Phänomen des Echos auszuprobieren.
Nur noch wenige Höhenmeter und wir können unsere erste Hütte, die Zwinglipasshütte, entern. Die Zeit bis zum Abendessen verbringen wir mit dem altbekannten Kniffel. Nach dem Futtern ist es auch schon bald Zeit, sich ins Lager zurück zu ziehen, um Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln.
War die Landschaft am Vortag noch in Wolken verhüllt, so zeigt sie sich am nächsten Morgen in ihrer vollen Pracht. Jetzt erst wird uns klar, in was für einer Bilderbuchlandschaft wir uns befinden. Auf der einen Seite stehen die Churfirsten wie an einer Perlenschnur aufgereiht und über der Hütte thront der Altmann.
Gut gestärkt geht es nach dem Frühstück hinauf zum Zwinglipass. Auch die Murmeltiere sind schon wach und schlagen pfeifend Alarm als sie uns bemerken.
Nach dem Pass geht es stetig aber nicht steil bergab. Schon bald können wir unser nächstes Ziel, den Fälensee, in der Ferne erspähen. Eingebettet zwischen steilen Bergflanken ist er ein ganz besonderes Juwel des Alpsteins und mittlerweile längst von Instagramern als Likegarant entdeckt. Bei einem Päusle beobachten wir einige Steinböcke oder Gemsen – es ist aus der Entfernung nicht so genau zu erkennen, was es genau für Tiere sind, die sich im Geröll tummeln.
Kurz vor dem See gibt es auf der Fälenalp die Möglichkeit, seinen Hunger und Durst zu stillen. Die angebotenen Massenlager sehen urig aus – wir merken sie uns für das nächste Mal vor, denn diesmal haben wir unser Nachtlager auf der Hundsteinhütte reserviert.
Am anderen Ende des Sees wollen wir uns eine Abkühlung gönnen und springen allesamt in den See eini. Nach zwei Tagen wandern im Schweisse unseres Angesichts tut die Erfrischung einfach nur gut, auch wenn es im ersten Moment ganz schön Überwindung kostet, in das eiskalte Wasser zu steigen. Lang dauert die Badestunde nicht, dann schlüpfen wir wieder in unsere warmen Kleider und steuern den nächsten Programmpunkt an: das Gasthaus Bollenwees. Während ein Teil der Gruppe den Gottesdienst in der Kapelle besucht, vergnügt sich der Rest im Gasthaus.
Gerade als wir zur Hundsteinhütte aufbrechen wollen, zieht ein Gewitter auf und zwingt uns, die Pause zu verlängern. Zum Glück ist das Gastspiel nur von kurzer Dauer und wir erreichen nach einem kurzen steilen Aufstieg die Hütte rechtzeitig zum Abendbrot. Der Weg ist als Alpinweg beschildert, der schwierige Teil beginnt jedoch erst nach der Hundsteinhütte. Den heutigen Abend vertreiben wir uns mit unzähligen Runden Uno.
Der letzte Tag der Wanderung besteht aus Abstieg, Abstieg und Abstieg. Wir entscheiden uns nicht für die weniger steile Variante über Bollenwees zum Sämtisersee, sondern biegen am Fuss der Hundsteinhütte nach links ab und steigen über ein Felsband ab. So steil wie gedacht ist der Weg nicht und überall breit genug, um Kinder sicher an der Hand zu führen.
Der Sämtisersee erweist sich als Opfer des zu heissen und zu trockenen Sommers. Er ist praktisch ausgetrocknet. Unser heutiges Bad muss damit leider ausfallen. Dafür gönnen wir uns am Plattenbödeli kühle Getränke und ein Eis. Ab Plattenbödeli nach Brülisau gibt es wieder verschiedene Varianten. Die weniger steile führt übers Gasthaus Ruhesitz, dauert dafür etwas länger. Wir wählen den steileren Direktabstieg durch das Brüeltobel. Und dieser Weg ist tatsächlich an einigen Stellen unangenehm steil und nur besonders Eiligen oder Freunden von rutschigem Steilkiessträsschen zu empfehlen.
An der Talstation der Kastenbahn in Brülisau geht unsere Wanderung zu Ende und es heisst Abschied nehmen. Abschied von den Weiten der Berge und von der urigen Hüttengemütlichkeit, die uns alle Sorgen des Alltags vergessen lassen. Doch eines steht fest: wir werden wieder kommen. Und zwar schon bald!
Noch auf der Suche nach Tipps, wie das Wandern mit Kindern ein Spass für alle wird? Die gibt es bei Gregor, dem Jäger der Berge.