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Der Piz Boè (3152 m) ist der höchste Gipfel des Sellamassivs. Er gilt als leichtester 3000er der Dolomiten und ist gut geeignet als erster 3000er im persönlichen Gipfelbuch. Sein Gipfel lässt sich in 1,5 Stunden kurz und schmerzlos von der Bergstation Sass Pordoi erklimmen. Gute Trittsicherheit sollte man für das letzte Teilstück zum Gipfle mitbringen. Leichte Kraxelei, einige drahtseilversicherte Stellen und steiles Gelände mit viel gerölligem und schottrigen Untergrund gilt es zu bewältigen.
Der Piz Boè zählt zum Sellamassiv. Die Sellagruppe (auch kurz Sella genannt) ist ein plateauförmiger Felsklotz zwischen Grödnerjoch, Pordoijoch und Sellajoch. Die Sella zählt zu den markantesten Felsformationen in den Dolomiten – auch wenn sie eher in die Breite geht als mit spitzen Zacken aufzuwarten. In und rund um die Sella kann man Bergsport verschiedener Art betreiben: Wandern, Klettern, Klettersteigen, Ski- und Radfahren.
Geübte Wanderer könnten das Sellamassiv vom Sellajoch bis zum Grödnerjoch durchqueren. Die Wanderung ist sehr anspruchsvoll und erfordert eine gute Kondition.
Kletterer tummeln sich am liebsten an den Sellatürmen, in denen es zahlreiche Kletterrouten gibt. Besonders attraktiv sind diese Routen, weil die Zustiege meist sehr kurz sind.
Die Dolomiten sind bekannt für ihre vielen Klettersteige. Schon bevor in den letzten Jahren ein regelrechter Hype auf Klettersteige entstanden ist, waren die Dolomiten eine Art Hochburg für diese Art von Bergsport. So gibt es auch in der Sellagruppe einige davon. Die bekanntesten sind der beliebte Pisciadù-Klettersteig und der anspruchsvolle Piazzetta-Klettersteig.
Bei Skifahrern und Radfahrern ist die Sellaronda sehr beliebt. Dabei handelt es sich um die Umrundung des Sellamassivs. Damit Radfahrer die Runde ohne Abgase und Gefahren durch Autos und Motorräder fahren können, gibt es regelmässig einen sog. Sellaronda Bike Day. An diesen Tagen sind die Passstrassen für alle motorisierten Fahrzeuge gesperrt.
Der Piz Boè ab dem Sass Pordoi
Es gibt verschiedene Aufstiegsmöglichkeiten auf den Piz Boè. Wir haben uns für die kürzeste und einfachste Variante ab dem Sass Pordoi entschieden. Unterschätzen darf man aber auch diese Route nicht. Der Weg ist zwar nirgends ausgesetzt, aber im letzten Stück sehr steil und geröllig.
Mit der Seilbahn auf den Sass Pordoi
Die kürzeste und einfachste Variante, um auf den Piz Boè zu wandern startet am Sass Pordoi (2950m), einem weiteren Gipfel im Sellamassiv. Den Sass Pordoi erreicht man mit der Seilbahn vom Pordoijoch, dem zweithöchsten Pass der Dolomiten. Die Seilbahn wurde bereits Anfang der 1960er Jahre gebaut und war eine der ersten in den Dolomiten. Wer nicht wandern möchte, kann sich hier einfach auf die Panoramaterrasse setzen und die Aussicht geniessen. Wir sehen den Rosengarten, den Langkofel und die Marmolada und haben einen weiten Blick über die karge Felslandschaft der Sella.
Leichter Abstieg zur Forcella Pordoi
Was wir sofort bei der Ankunft am Sass Pordoi feststellen ist, dass die Landschaft hier oben vollkommen karg ist. Fels und Schutt. Dazwischen noch ein paar Schneereste. Mehr gibt es nicht. Es ist ein vollkommen anderer Charakter als das blumengeschmückte Grün der Seiser Alm. Hier befinden wir uns wirklich im Hochgebirge.
Vom Sass Pordoi, auf dem man mit 2950 m schon beinahe auf der 3000-Meter-Marke startet, muss man zunächst ein paar Meter absteigen zur Forcella Pordoi. Diese liegt auf 2850 Metern. Wer hier schon die erste Verschnaufpause benötigt, kann im Rifugio Forcella Pordoi einkehren. In der Regel wird das nach 10 Minuten Wanderzeit jedoch nicht nötig sein. Bis hierhin ist alles noch ein leichter Spaziergang für jedermann.
Alternative ohne Seilbahn: Aufstieg zur Forcella Pordoi zu Fuss
Man muss nicht zwingend die Seilbahn auf den Sass Pordoi nehmen. Alternativ ist es möglich direkt am Pordoijoch mit der Wanderung zu starten. Der Weg Nr. 627 schlängelt sich in unzähligen Serpentinen die steile Rinne hinauf zur Pordoischarte. Etwa 1,5 Stunden muss man für diesen Aufstieg zusätzlich rechnen. Technische Schwierigkeiten gibt es keine, wenn man sich sicher in steilem, schottrigen Gelände bewegen kann.
Wenn man auf die Unterstützung durch die Seilbahn verzichtet hat, ist man am Ende sicher noch ein bisschen stolzer auf sich, wenn man am Gipfel des Piz Boè steht.
Übers Plateau zum Piz Boè
Weiter geht es nun erst mal ohne großartige Steigung – meistens selbst im Hochsommer über ein paar Schneefelder – bis man zum Abzeig des Weg Nr. 638 kommt. Wir laufen dabei direkt auf den Piz Boè zu, der je näher wir kommen, umso höher und steiler erscheint.
Der Schlussanstieg zum Piz Boè
Nun geht es ans Eingemachte. Über mehrere Felsstufen steigen wir als nuff dem Gipfel entgegen. Drahtseile helfen über heikle Stellen hinweg. Die Kletterei ist nicht schwierig und auch nicht ausgesetzt.
Der Schlussanstieg erfolgt auf einem recht steilen, gerölligen Weg, der Konzentration erfordert – vor allem später im Abstieg.
Nach etwa 1,5 Stunden hat man es geschafft und steht auf dem Gipfel eines echten 3000ers. Kreuzgeschmückt und sogar mit einer Hütte (Rifugio Capanna Fassa) versehen, wo man sich das Belohnungsbier gönnen kann. Oder man belohnt sich mit traumhafter Aussicht auf die gegenüberliegende Marmolada.
Der Abstieg kann entweder auf demselben Weg erfolgen oder man macht eine Runde über das Rifugio Boè. Letzteres ist ein bißchen länger und schwieriger.
Der Aufstieg über den Normalweg ist dir zu langweilig? Kein Problem! Es gibt noch weitere Möglichkeiten, auf den Piz Boè zu gelangen. Dies sind zum Beispiel:
Piz Boè via Lichtenfelser Steig ab Corvara
Wer den Touristenströmen auf dem Normalweg entkommen möchte, kann den Piz Boè ab Corvara besteigen. Auch hier kann man die ersten Höhenmeter mit Unterstützung von Seilbahn bzw. Sessellift vereinfachen. Mit Hilfe der Boè-Kabinenbahn schwebt man bis zur Piz Boè Alpine Lounge. Von hier kann man mit dem Vallon-Sessellift nochmals Kraft sparen.
Nun befindet man sich auf ca. 2500 Metern und muss entgültig aus eigener Kraft weiter gehen. Zunächst einmal wandert man zur Franz-Kostner-Hütte. Auf einem gesicherten Lichtenfelser Steig (Weg Nr. 672) geht es über die Eisseespitze (3009m) zum Piz Boè.
Unterwegs erwarten uns leichte Kletterei, Blockwerk und Geröll. Die Tour verlangt gute Trittsicherheit und Kondition. Es handelt sich um einen Weg im Übergangsbereich zwischen gesichertem Wanderweg und Klettersteig, bei dem – ähnlich wie beim Heilbronner Weg – meistens auf die Klettersteigausrüstung verzichtet wird.
Der Aufstieg dauert ab Bergstation Vallon-Lift ca. 2,5 Stunden.
Via ferrata Cesare Piazzetta
Die wahrscheinlich anspruchsvollste Variante auf den Piz Boè ist der Piazzetta-Klettersteig. Er gilt als sehr schwierig und hat die Kategorie D. Somit ist er nicht für Anfänger geeignet. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und gute Kondition sind Grundvoraussetzung.
Der Piazzetta-Klettersteig startet am Kriegerdenkmal beim Pordoijoch, führt hinauf zum Piz Boè und von dort über den Normalweg via Pordoischarte zum Pordoijoch.
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