Die Wanderung zur Hängebrücke El Saltillo ist eines der beliebtesten Teilstücke des Gran Senda de Málaga. Nicht nur wegen der Brücke, auch wegen des teils spektakulär an der Felswand entlangführenden Weges wird sie gerne mit dem Caminito del Rey verglichen. Wir haben die Wanderung mit Retour zum Ausgangspunkt durchgeführt. Man kann sie auch als Streckenwanderung nach Sedella machen – sie ist dann allerdings etwas schwieriger einzustufen, da der Weg ab der Brücke nicht mehr so gut ausgebaut ist.
Los geht es in Canillas de Aceituno. Wir sind erstaunt, dass der kleine Ort sogar über eine Art Parkhaus verfügt. Es ist etwas heruntergekommen bzw. scheint nie ganz fertig gebaut worden zu sein, dafür ist es kostenlos.
Canillas de Aceituno ist Ausgangspunkt mehrerer Wanderungen im Naturpark der Sierra Tejeda, Almijara und Alhama. Wesentlich herausfordernder als unsere heutige Unternehmung ist der Aufstieg zum Gipfel der La Maroma. Mit 1400 Höhenmetern (Auf- und Abstieg) und über 7 Stunden Gehzeit eine ganz andere Hausnummer als die gemütliche Halbtageswanderung El Saltillo. Hätte uns auch sehr gereizt, aber nach einer gerade erst überstandenen Infektion fehlte leider die Kondition, um das an einem Tag zu meistern.
Die erste Herausforderung ist, den richtigen Weg zu finden. Wie immer haben wir uns vorab den gpx-Trail aufgezeichnet und aufs Smartphone geladen. In der Schweiz ist das oft nicht zwingend nötig (wenngleich trotzdem sehr empfehlenswert!), weil alles sehr vorbildlich ausgeschildert ist. In Andalusien ist man ohne Karte oft aufgeschmissen.
Heute ist die Wegfindung relativ einfach. Am oberen Ortsende startet die Wanderung und führt uns schnurstracks zur Hängebrücke. Es gibt wenig bis keine Abzweigungen, so dass man eigentlich immer nur auf dem Weg bleiben muss.
Im ersten Teilstück bewegen wir uns entlang einer sog. Acequia. So werden in Spanien Bewässerungskanäle genannt. Sie dienen der Verteilung von Wasser zur Bewässerung von zum Beispiel Feldern. Sehr bekannt sind solche Kanäle vor allem aus Madeira, wo sie Levadas genannt werden. Im Wallis kennt man sie als Suonen oder Bisse.
An einem Wassersammelbecken endet der offene Wasserkanal. Ab jetzt ist das Wasser in ein schwarzes dickes Rohr verbannt, das sich entlang des Wegs schlängelt. Optisch nicht mehr besonders schön.
Wir durchstreifen nun einen kleinen Olivenhain. Wir geniessen das mediterrane Feeling. Wandern im T-Shirt unter grünen Olivenbäumen. Und zu Hause in Aarau kehrt gerade der Winter ein. Alles richtig gemacht, dem mitteleuropäischen grau zu entfliehen.
Oberhalb von uns ragt La Maroma in den Himmel. Der Berg ist zwar nur 2066 Meter hoch, aber in unmittelbarer Meeresnähe ist das eine ganz schöne Hausnummer. Es ist der höchste Gipfel der Provinz Málaga. Der Aufstieg von Canillas de Aceituno ist zwar technisch leicht, aber mit 1400 Höhenmeter und mehr als 18 Kilometern Strecke konditionell sehr anspruchsvoll. Man sollte wirklich fit sein, wenn man die Wanderung in Angriff nimmt. Vor allem im Winter, wenn die Tage recht kurz sind.
Die Wanderung zur Hängebrücke ‚El Saltillo‘ ist wesentlich entspannter. Meistens schlängelt sich der Weg ohne nennenswerte Steigung an den Berghängen entlang. Nur ein ganz kurzes Stück ist mal so steil, dass wir etwas ins Schnaufen kommen. Der Weg ist immer breit genug, so dass man komfortabel gehen kann. Entgegenkommende Wanderer passieren zu lassen, ist überhaupt kein Problem.
Ungefähr 4 Kilometer nach dem Start in Canillas de Aceituno kommt die Hängebrücke ‚El Saltillo‘ in Sicht. Mit 50 Metern Länge erleichtert sie die Überquerung einer Schlucht. Einige Stufen leiten uns zur Hauptattraktion der Wanderung hinunter.
Auch wenn Hängebrücken im Grunde vollkommen harmlos sind, haftet ihnen ein Hauch von Abenteuer an. Deshalb werden in den letzten Jahren auch überall solche Brücken gebaut, um Wanderer auf bestimmte Strecken zu locken. In unserer Schweizer Heimat gibt es ebenfalls einige davon, zum Beispiel auf dem Panoramaweg Thunersee.
Wer schwindelfrei ist, für den wird es kein Problem darstellen, die 50 Meter Hohe Brücke zu überqueren. Und da die Brücke heute nur ein Abstecher ist und nicht zwingend überquert werden muss, können höhenängstliche Mitwanderer einfach am Anfang der Brücke warten.
Die meisten Wanderer kehren, nachdem sie auf der Hängebrücke waren, direkt wieder nach Canillas de Aceituno zurück und schenken sich die letzten paar hundert Meter bis zum Wasserfall. Wie sich herausstellt, ist dieser tatsächlich nicht besonders sensationell. Der Weg dorthin hat uns aber sehr gut gefallen. Er führt uns zunächst über an die Felswand hängende Eisengitter und erinnert damit ein bisschen an den spektakulären Caminito del Rey, der sich auch in Andalusien befindet.
Nach der Metallkonstruktion geht es noch ein paar Meter ziemlich luftig am Abgrund weiter bis der Weg schliesslich wieder etwas breiter wird.
Wir sind nun ganz alleine unterwegs. Da der Weg am Wasserfall endet, befinden wir uns quasi in einer Sackgasse, in die kaum jemand hineingeht. Dabei lohnt es sich landschaftlich sehr. Die Felsen sind rotschwarz, verziert durch viele leuchtend grüne Tupfer der Baumkronen.
Der Wasserfall ist wie bereits gesagt nicht der Rede wert. Es gibt dort auch kein schönes Plätzchen zum Pausieren, so dass wir nach dem obligatorischen Beweisfoto direkt umkehren und uns auf den Rückweg machen. Dieser ist identisch mit dem Hinweg.