Wie viele lieben wir es, durch die Welt zu reisen und neue Orte, Landschaften und Kulturen kennen zu lernen. Die Bucketliste ist lang und die Urlaubstage leider sehr begrenzt. Doch der durch Corona entstandene Trend zu Homeoffice lässt den Traum, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen, ein großes Stück näher rücken. Das Zauberwort heisst: Workation. Was ist eine Workation und wie setzt man sie in der Praxis um?
Wir geben Hintergrundinformationen zum Thema und geben Tipps, was es bei der Planung zu beachten gibt, damit es ein gelungenes Erlebnis für Dich und Deinen Arbeitgeber wird.
Der Begriff Workation setzt sich aus den beiden englischen Wörtern Work(=Arbeit) und Vacation(=Urlaub) zusammen. Eine Workation ist im Grunde genommen nichts anderes als Homeoffice, nur dass es nicht aus dem trauten Heim im tristen Mannheim (sorry an alle eingefleischten Mannheim-Fans!), sondern beispielsweise aus einem Apartment an der Costa del Sol stattfindet. Ausserhalb der Arbeitszeit kann man direkt in den Urlaubsmodus switchen ganz ohne Anreise.
Bei einer Workation behält man seinen gewohnten Job, es geht also nicht darum, am Zielort einen Job anzunehmen wie man es bei Work and Travel oder beim Auswandern macht.
Voraussetzung für eine Workation ist also ein Arbeitsverhältnis, das man zu 100% remote erfüllen kann. Wir sind beide in der IT-Branche tätig (Softwareentwicklung bzw. SAP-Consulting), was sich als ziemlich ideal herausgestellt hat. Grundsätzlich eignen sich alle Berufe, die nicht auf direkten persönlichen Kontakt angewiesen sind.
Zusätzlich ist es gut, wenn man geeignete persönliche Voraussetzungen mitbringt. Man sollte sich in der Remotearbeit wohlfühlen und gut ohne persönliche Kontakte zu Kollegen auskommen. Wenn man sich ohne direkte Kontakte vereinsamt fühlt oder nicht genug Selbstorganisation beherrscht, ist eine Workation vielleicht nicht die beste Idee.
Eine Workation geschieht in der Regel auf Wunsch des Arbeitnehmers. Von daher ist es klar, dass dieser die Kosten für Unterkunft, Verpflegung etc. selbst tragen muss. Das bedeutet, dass man sich vorher informieren muss, wie teuer das Leben am gewünschten Ort sein wird. Und dann gilt es einmal durchrechnen, ob man sich das Abenteuer leisten kann.
Tipp: Untervermieten der Heimatwohnung erspart doppelte Mietkosten
Wir haben unsere Wohnung in der Schweiz während unserer Workation untervermietet und hatten dadurch keine Mehrkosten fürs Wohnen.
Arbeiten vom hawaiianischen Strand aus klingt verlockend, ist aber in den meisten Fällen weder erlaubt noch praktikabel. Wenn die Zeitverschiebung zu gross ist, wird man es schwer haben, an den regulären Meetings teilzunehmen. Viele europäische Unternehmen beschränken Remotearbeit aus dem Ausland auf die EU-Länder. Bezüglich des Orts sollte man sich unbedingt das OK des Arbeitgebers einholen, um Ärger zu vermeiden.
Bei uns ist es so, dass wir nur aus dem europäischen Wirtschaftsraum arbeiten dürfen. Bei einer Workation im Winter, die in die Sonne und möglichst in wärmere Gefilde gehen soll, bleibt dann eigentlich nur Südspanien oder die kanarischen Inseln. Es sei denn man möchte den Goodwill des Arbeitgebers direkt mit französischen/niederländischen Überseegebieten ausreizen.
Dasselbe gilt für die Frage, wie lange die Workation dauern darf. Das Thema muss unbedingt mit dem Arbeitgeber besprochen werden. In erster Linie ist dabei das Steuerrecht und die Sozialversicherungen zu berücksichtigen.
Bei uns kam – Stand 2022, Arbeitsort Schweiz – heraus, dass wir zwei Monate pro Kalenderjahr aus dem Ausland arbeiten dürfen. Wir haben die Workation über den Jahreswechsel 2022/2023 gelegt und waren so letztendlich von Dezember 22-Februar 23 in Andalusien.
Eine Workation muss sorgfältiger geplant werden als ein gewöhnlicher Urlaub. Eine hohe Priorität hat es dabei, sicherzustellen, dass die Arbeitsleistung vollumfänglich erfüllt werden kann.
Damit das Arbeiten aus dem Ausland für alle Seiten eine positive und wiederholenswerte Erfahrung wird, hier ein paar Tipps:
Wir haben unsere erste – und von unserer Seite aus sicher nicht die letzte – Workation von Dezember bis Februar in Andalusien verbracht und haben es als durchwegs positive Erfahrung erlebt.
Die Work-Life-Balance und damit die Lebensqualität sind deutlich höher, wenn man aus dem Haus geht und direkt mitten im Urlaub ist. Wenn Du morgens aufwachst und vom Balkon aus die Sonne über dem Meer aufgehen siehst, startest Du mit ganz viel positiver Energie in den Tag. Davon profitiert letztendlich nicht nur das eigene Gemüt, sondern auch die Arbeit.
Eine geringere Arbeitsmotivation haben wir nicht festgestellt, ganz im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, endlich wieder Kraft geschöpft zu haben, um fokussiert arbeiten zu können.
Wir haben an den Wochenende viele schöne Ausflüge in Andalusien unternommen, waren in Sevilla, Màlaga, Granada, in unzähligen White Villages – eins schöner als das andere – und waren natürlich auch einige Male wandern. Am Feierabend waren wir Tapas essen und sind an der Strandpromenade entlang spaziert oder gejoggt. Und das alles, ohne einen einzigen Tag Urlaub zu nehmen – und ohne einen einzigen Tag am Arbeitsplatz zu versäumen. Win-Win für Arbeitnehmer und Arbeitgeber!