Biene

Biene

Die Autorin dieses Artikels

Hallo! Ich bin Sabine, deine Expertin für Genusswanderungen und immer auf der Suche nach den schönsten Aussichten und chilligsten Plätzen in der Natur, maximal im mittleren Schwierigkeitsbereich




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Das Hohe Licht ist nach dem Grossen Krottenkopf (2656m) der zweithöchste Gipfel der Allgäuer Alpen. Es ist in einer mittelschweren Bergwanderung von Oberstdorf aus erreichbar. Wer konditionell sehr stark ist, schafft die Tour an einem Tag, für die meisten ist es empfehlenswert, die Strecke auf zwei Tage mit Übernachtung auf der Enzian- oder Rappenseehütte zu verteilen.

Toureninfo

Start:

Ziel:

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Aufstieg:

Abstieg:

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Übernachtungsplatz organisieren

Der Wetterbericht verspricht ein Traumwochenende. Das wollen wir nutzen und entscheiden uns für eine Wanderung aufs Hohe Licht, ein Gipfel, der schon länger auf unserer Wunschliste ganz weit oben steht. Auf der Steinbocktour haben wir ihn ausgelassen, weil die Tagesetappe über den Heilbronner Weg uns sonst zu lang geworden wäre.


Auch wenn die Rappenseehütte mit knapp 300 Schlafplätzen riesig ist, muss man sich unbedingt rechtzeitig um eine Reservierung kümmern. Vor allem am Wochenende ist die Hütte schnell ausgebucht.

Und nicht vergessen: wenn etwas dazwischen kommt -> immer bei der Hütte absagen!

Am Vorabend haben wir versucht auf der Rappenseehütte noch einen Schlafplatz zu reservieren. Keine Chance. Alles ausgebucht. Wir sind nicht die einzigen, die ein schönes Wochenende im Allgäu planen. Also versuchen wir es bei der weiter unten gelegenen Enzianhütte.  Und siehe da – wir haben ein Mordsglück. Wir bekommen nicht nur einen Schlafplatz, sondern direkt ein Doppelzimmer nur für uns zwei! Die eigentlichen Anwärter haben gerade ihren Aufenthalt abgesagt. Des einen Leid ist des anderen Freud und so steht unserem Abenteuer ‚Hohes Licht‘ nichts mehr im Wege. Und daran sieht man, wie wichtig es ist, bei der Hütte abzusagen, wenn man die Übernachtung nicht wahrnehmen kann.

Enzianhütte
Eine alternative Übernachtungsmöglichkeit zur Rappenseehütte: die Enzianhütte

Anfahrt nach Oberstdorf

Abfahrt in Filderstadt – unserer schwäbischen Wahlheimat – 6 Uhr in der Früh. Die Augenlider sind schwer. Der Körper träge. Kaffee mögen wir beide nicht und so geht es koffeinfrei an den Start. Das Mufflonomobil, ein amazonasgrüner Kangoo, kutschiert uns treuergeben nach Oberstdorf. Den Weg dorthin kennt unser treues Gefährt mittlerweile beinahe auswendig.

Einlaufen nach Einödsbach

8 Uhr Ankunft Talstation Fellhornbahn. Biene flitzt aufs WC – die zwei Stunden sanftes Durchschütteln beim Autofahren zeigen Wirkung. Tobi hat die Aufgabe, das Parkticket zu lösen. Und natürlich hat er nicht genug Kleingeld dabei. Zum Glück ist bei der Bahn schon jemand da, der wechseln kann. Nochmal Schwein gehabt. Zwei Tage schwarz parken wäre wahrscheinlich teuer gekommen.

Wir marschieren los. Die erste Stunde geht es gediegen immer geradeaus nach Einödsbach. Ein kleiner Weiler, der zu Oberstdorf gehört und gar nicht so öde ist wie der Name vermuten lässt. Weitbekannt – ja schon fast legendär der Blick mit der Kapelle Sankt Katharina vor der Silhoutte von Trettachspitze und Mädelegabel. Doch heute haben wir Großes vor und keine Zeit, hier länger zu verweilen.

Einödsbach mit Blick zu Trettachspitze und Mädelegabel
Die Kapelle St. Katharina in Einödsbach mit klassischem Blick zur Trettachspitze und Mädelegabel

Aufstieg zur Enzianhütte

Wir ziehen weiter vorbei an der Petersalpe als nuff Richtung Enzianhütte. Der Weg ist feucht bis nass, was sich auf dem glattgetretenen Gestein gar nicht gut macht. Es ist verdammt rutschig. Biene ist ununterbrochen am Fluchen und kündigt an, dass für den Rückweg ein anderer Abstieg gefunden werden soll. Nasse, glatte und rutschige Wege sind so gar nicht sein Geschmack.

Etwa 2,5 Stunden nach Aufbruch erreichen wir die Enzianhütte. Biene gibt ihren Rucksack mit dem Gepäck für die Nacht ab – man muss ja nicht alles mit auf den Gipfel schleppen. Und dann geht es ohne Pause direkt weiter.

Zur Rappenseehütte – Gefahren durch Altschnee

Wir sind gerade um die erste Kurve nach der Hütte gebogen, da hören wir die Mädelsgruppe vor uns kreischen. An einem schattigen Tobel befindet sich ein i.d.R. ganzjähriges Schneefeld, das mittlerweile aber deutliche Spuren des Sommers davon getragen hat. Es ist unterhölt – sprich: es ist lediglich eine marode Schneebrücke übrig. Mittendrin klafft ein mannsgroßes Loch.

Schneefeld Enzianhütte - am Abend der Rückkehr
Schneefeld Enzianhütte – am Abend der Rückkehr

Die Situation ist nicht gerade einladend. Wir bleiben erst mal stehen und checken die Lage. Die Mädels balancieren inzwischen vorsichtig eine nach der anderen über den Schnee. Die Brücke hält. Noch. Auch wenn uns die Sache verunsichert – die Option, die Tour hier abzubrechen – denn das wäre die einzige Alternative – steht nicht wirklich zur Debatte. Zu perfekt ist das Wetter und zu verlockend die bevorstehende Wanderung. Und so tasten auch wir uns vorsichtig über den Schnee. Nur nicht zu fest auftreten, um nicht durchzubrechen. Und doch genug Halt finden, um nicht abzurutschen. Beide Varianten wären mit einem metertiefen Sturz verbunden. Vermutlich mit schwerwiegenden Folgen. Keine schöne Vorstellung. Es gelingt uns, die sichere Seite zu erreichen. Erleichtert gehen wir weiter.

Knapp eine Stunde später sind wir bei der Rappenseehütte. Wir gönnen uns eine kleine Pause mit einer großen Cola. Zucker, neue Energie. Genau das richtige. Noch liegt ein weiter Weg vor uns. Es sind immer noch über 500 Höhenmeter zu erklimmen.

Das Hohe Licht – Schlussanstieg zum Gipfel

Bis zum Fuß des Hohen Lichts geht es in mässiger Steigung voran. Sozusagen die Ruhe vor dem Sturm. Dann geht es in Kehren mühsam durch den Schotter bis wir den Startpunkt des Heilbronner Wegs erreichen. Ab hier wird es spannend. Drahtseilversichert geht es in leichter Kraxelei steil nach oben. Routiniert erklimmen wir Felsstufe für Felsstufe. Schliesslich kennen wir den Weg von der Steinbocktour vor ein paar Jahren. Dann zweigt der Pfad zum Hohen Licht rechts ab. Wer den Heilbronner Weg machen will, muss nach links. Wir gehen heute rechts lang.

Aussicht auf dem Weg zum Hohen Licht
Schöne Aussicht auf dem Weg zum Hohen Licht
Das Hohe Licht in voller Pracht
…kaum zu glauben, dass dort ein recht passabler Weg hochführt
Steil gehts hoch zum Hohen Licht
Steil gehts hoch zum Hohen Licht
Einstieg Heilbronner Weg
Einstieg Heilbronner Weg
Über Bänder nahe dem Abgrund
Über Bänder nahe dem Abgrund

Der Pfad windet sich eng am Berg entlang, lässt aber immer genug Platz – auch zum aneinander vorbei gehen. Über alle heiklen Stellen helfen Drahtseile hinweg. Wir kommen gut voran. Bis plötzlich der Mann mit dem Hammer auf der Bildfläche erscheint. Biene macht schlapp. Der Gipfel ist schon fast in Sicht. Es sind vielleicht noch 10 Minuten. So nah und doch so fern. Wie gut, dass wir Omas altbewährte Korodintropfen dabei haben. Die riechen und schmecken dermaßen scharf nach Campher, dass man damit Tote aufwecken könnte. Schnell ein paar Tropfen davon auf die Zunge geträufelt und ruck zuck ist Biene wieder auf dem Damm. Zumindest soweit, dass es sich  mit letzter Kraft bis zum Gipfel schleppen kann.

Das Hohe Licht – auf dem Gipfel

Sechs Stunden nach dem Start schlagen wir am Kreuz an. Ziemlich fertig, aber glücklich und hochzufrieden mit unserer Leistung. Das geräumige Platzangebot am Gipfel erlaubt es uns, Liegestellung einzunehmen. Sogleich gibt es eine Stärkung in Form eines Energieriegels. Das Panorama lässt keine Wünsche offen. Alles, was Rang und Namen hat, kommt einem hier vor die Linse. Vom Hochvogel, über den großen Krottenkopf, Zugspitze, Ortler bis hin zu Piz Buin, Schesaplana und Tödi. Wir haben sie alle gesehen! Auch den Mindelheimer Klettersteig und den Hohen Ifen sehen wir. Es ist einfach phantastisch. Aller Schweiß ist in diesem Moment vergessen.

Hochvogel
Ein alter Bekannter: Der Hochvogel
Gipfel Hohes Licht - total kaputt, aber glücklich
Gipfel Hohes Licht – total kaputt, aber glücklich

Abstieg vom Hohen Licht zur Enzianhütte

Eine Stunde lassen wir uns Zeit. Dann müssen wir wieder aufbrechen. Knapp 900 Meter Abstieg stehen uns bevor. Es ist derselbe Weg, den wir gekommen sind. Manche Stellen sind runter unangenehm – ruhiges,  konzentriertes Steigen ist angesagt.

In der Nähe der Rappenseehütte schleicht ein Steinbock durch den Fels. Gut getarnt, doch Tobis Adleraugen entgeht er nicht. Tobi macht ein paar Aufnahmen.

Ein Steinböckchen
Ein Steinböckchen

Die Rappenseehütte lassen wir links liegen, denn wir müssen ja bis zur Enzianhütte weiter. Ohne nennenswerte Ereignisse wandern wir vor uns hin. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Inzwischen sind die Beine ein bißchen schwer. Kurz vor der Zielgerade stehen wir wieder vor dem Schneefeld. Das ist genau die Herausforderung, auf die man nach einer 8-Stunden-Wanderung gewartet hat. Die Wärme der Sonnenstrahlen hat ganze Arbeit geleistet. Das Loch in der Mitte des Eises ist deutlich größer. Das Konstrukt macht einen maroden Gesamteindruck und wirkt nicht gerade einladend. Ein zweites Mal tasten wir uns vorsichtig darüber und sind heilfroh als wir beide gut auf der anderen Seite angekommen sind und bald die Hütte erreichen.

Immer am Fels lang
Immer am Fels lang
Hohes Licht - steiler Abstieg
Recht steil gehts runter – für Biene die unangenehmste Stelle
Viel Schotter unterwegs
Viel Schotter unterwegs
Hohes Licht Abstieg seilversichert
Als nunna!

Abend auf der Enzianhütte

Das Schneefeld hinter der Hütte ist DAS Gesprächsthema des Abends. Jeder ist froh, dass nichts passiert ist. Und alle sind ein bißchen Stolz auf ihre Verwegenheit. Es wird gegessen und getrunken. Man tauscht seine Wandererlebnisse aus. Wir bestellen einen Himbeerlikör. Sehr lecker und sehr zu empfehlen! Kurz darauf bringt der Wirt wieder Himbeerlikör. Wir haben zwar nicht bestellt, aber ehe er verkommt opfern wir uns bereitwillig. Der nächste Himbeerlikör wird gebracht. Sieht nach einer Flatrate aus. Wir opfern uns erneut. Man lebt schließlich nur einmal. Um 22 Uhr ist Zapfenstreich.  Unsere Tischkameraden sind etwas neidisch, dass wir ein Zimmer für uns haben. Sie dürfen ins Lager. Wir machen es uns gemütlich in unseren kuscheligen Betten bequem und schlummern friedlich ein.

Abstieg nach Oberstdorf

Am nächsten Morgen lassen wir es ruhig angehen. Es wird gemütlich gefrühstückt und dann sitzen wir noch ein paar Stunden vor der Hütte. Tobis Handy klingelt ein paar Mal, aber er geht nicht ran – zu geizig für Roaminggebühren. Schwaben lässt grüßen. Wir inspizieren auch noch mal das berühmtberüchtigte Schneefeld. Es ist über Nacht weiter getaut und ist nun durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Jetzt wird offensichtlich, wie dünn die Eisschicht schon gestern Abend gewesen sein muss. Mittlerweile haben die Hüttenwirte ein Schild aufgestellt, dass der Weg gesperrt ist. Trotzdem beobachten wir einige Wagemutige, die sich auf den Schnee begeben.

Schneefeld Enzianhütte
…am nächsten Morgen…

Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg ins Tal. Kurz nach der Petersalpe greift Tobi in die Hosentasche und stellt fest, dass er den Zimmerschlüssel nicht abgegeben hat. Jetzt wird auch klar, warum das Handy geklingelt hat. Das war die Hütte – sie wollten den Schlüssel vermisst melden. Die Hüttenleute sind schon ziemlich verzweifelt, weil sie das Zimmer für die nächsten Gäste fertig machen müssen. Einen Ersatzschlüssel gibt es nicht. Schöne Trottel sind wir. Peinlich… Wir sollen den Schlüssel bei einem Gasthof im Tal abgeben. Oder Wanderern mitgeben, die zur Hütte wollen. Also hoffen wir, dass uns bald jemand entgegen kommt. Aber wie es eben so ist, wenn man auf etwas wartet. Es kommt niemand. Erst nach Einödsbach kommen uns zwei Wanderer entgegen, die tatsächlich zur Enzianhütte wollen. Sie sind sofort bereit, den Schlüssel mitzunehmen. Dankbar übergeben wir den beiden Rettern das gute Stück und schlendern glücklich das letzte Stück bis zu unserem Mufflonomobil.

Ein wunderschönes, erlebnisreiches Wochenende geht zu Ende.

Tipp: Heilbronner Weg und Steinbocktour

Die Besteigung des Hohen Lichts lässt sich übrigens wunderbar kombinieren mit der Begehung des Heilbronner Wegs. Ein wunderschön angelegter Höhenweg mit leichtem Klettersteigcharakter, der mit etwas Bergerfahrung gut zu begehen ist. Am besten unter der Woche, denn an schönen Sommerwochenenden ist die Hölle los. Wer ein paar Tage mehr Zeit hat, dem empfehlen wir die Allgäudurchquerung mit der Steinbocktour! Sämtliche Etappen der Steinbocktour mit nützlichen Links und Tipps findest Du in unserem Blog 🙂

Steinbocktour – die Etappen

Fragen, Anmerkungen, Lobhudeleien

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